Ich liebe das Land, und ich liebe sein Brot

 


Vor ein paar Tagen hat mich eine Journalistin gefragt:
„Wann würden Sie sagen, dass Sie wirklich deutsch sind?“
Ich habe geantwortet:
„Wenn ich bereit bin, in eine Bäckerei zu gehen und Brot zu bestellen – ohne mit den Händen zu zeigen.“

Denn bis heute mache ich das oft: Ich zeige mit der Hand – „von dem da, bitte“ oder „die da“ oder „nein, die daneben“. Ich sage dann: „Einmal von dieser…“ oder „Diese da…“, weil es für mich oft noch schwer ist, all diese Brotsorten zu kennen oder korrekt auszusprechen.

Ein Deutscher kommt rein und sagt sofort:
„Ich hätte gern ein Kürbiskernbrötchen, zwei Laugenstangen und ein Roggenmischbrot.“
Ohne Zögern, ohne Zeigen, ohne Unsicherheit.
Wenn ich das kann – dann, ja,  bin ich Deutscher.

Ich liebe den Geruch von Brot. Ein Highlight ist für mich immer der Moment, wenn ich sonntagmorgens in der Bäckereischlange stehe, um frisches Brot zu kaufen. Es gibt so viele Sorten, so viele schöne und leckere Sachen – das ist jedes Mal der Beginn eines kleinen Festes: zum Frühstück, zum Mittag- oder Abendessen.

Vielleicht werde ich eines Tages in eine Bäckerei reingehen und ganz selbstverständlich sagen:
„Guten Morgen, ich hätte gerne ein Dinkelvollkornbrot, zwei Mohnbrötchen .“
Ohne zu zeigen. Ohne zu zögern.
Dann – ja,  bin ich angekommen.

 German Bakery Counter Showcase Display with Many Different Baked Bread ...

 

1 Kommentar:

  1. Ich denke, es gibt da zwei Ebenen: sich mit den deutschen Gewohnheiten zu identifizieren und richtig zum Deutschen geworden ist man, wenn man auch auf Deutsch rechnet. Es dauert laaaaange bis man nicht mehr in der Muttersprache rechnet. Achten Sie darauf mal bei Ihrem nächsten Restaurantbesuch 😊.

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